WiYou.de - Ausgabe 01/2015 - page 9

Die Pflege als Pflegefall
Die Pflegebranche ist wirklich arm dran, quasi selbst ein Pflegefall.
Denn der Fachkräftemangel ist
in diesem Zusammenhang kein leeres Gerede. Das ist heute schon ein Problem, wird sich aber in den
nächsten Jahren noch verstärken. „Annähernd 8.000 zusätzliche Fachkräfte werden wir in Thüringen
in den nächsten 15 Jahren benötigen“, heißt es in einer Studie zum Fachkräftebedarf in der Pflege,
die die damalige Ministerin für Gesundheit, Heike Taubert, 2014 vorstellte. Die Aussicht auf einen
Arbeitsplatz in dieser Branche ist also mehr als gut. Aber: Einen Beruf in der Pflege ist eben auch nicht
für jeden etwas, das macht man nicht, nur weil einem nichts anderes einfällt. In der Pflege arbeiten,
das muss man wollen. Und man muss ein paar Voraussetzungen erfüllen.
Das wichtigste, keine Berührungsängste und kein Schamgefühl.
Ohne Köperkontakt geht’s nämlich
nicht. Ein Kind zu waschen oder zu wickeln, kannst du dir ja vielleicht noch gut vorstellen, aber einen
Erwachsenen? Das kann schon ein bisschen Überwindung kosten, und Kraft. Denn du bist auch kör­
perlich gefordert. Etwa, wenn es darum geht, einen Pflegebedürftigen hochzuheben und ihn sicher
halten zu können, genauso, wenn du den ganzen Tag auf Station auf den Beinen bist. Wobei, nicht
nur den ganzen Tag: Pflege wird rund um die Uhr gebraucht, also auch nachts, an Wochenenden und
Feiertagen – am Schichtdienst kommst du somit nicht vorbei. Ach, und kannst du eigentlich Blut se­
hen? Ekelst du dich auch nicht vor den Körperflüssigkeiten anderer?
Und dann ist schließlich nicht nur deine helfende Hand, sondern auch dein Herz gefragt.
Einfühl­
samkeit, Geduld und Freude am Umgang mit Menschen sind unverzichtbar, ein gewisses Maß an psy­
chischer Belastbarkeit und Konfliktfähigkeit ebenso. Eine Berufsgruppe, die dir schon einiges abver­
langt, aber auch eine Menge zurückgibt. „Viel Abwechslung, Spaß und Dankbarkeit, die man
zurückbekommt“, stehen dabei ganz oben auf der Liste, wenn man Azubis fragt, was das Schöne an
ihrem Beruf ist.
Das Thema Gesundheit interessiert dich zwar schon, aber ein richtiger Pflegeberuf, wie
Gesundheits­ und Krankenpfleger oder Altenpfleger, das wäre doch nichts für dich?
Kein Problem.
Denn es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Tätigkeitsfelder, die zu dieser Branche gehören, aber sich
auf andere Bereiche beziehen. Die Kaufleute im Gesundheitswesen, Chemielaboranten oder
Orthopädieschuhmacher etwa – so kannst du auch im kaufmännischen Bereich, in der Verwaltung,
im Handwerk, in der Pharmazie, in der Medizin … deinen Traumberuf finden. Auch die Aus­
bildungswege sind vielfältig: Duale Berufsausbildung, schulische Ausbildung, duales Studium oder rei­
nes Hochschulstudium – alles ist möglich. Gleiches gilt natürlich auch für Weiterbildungen und
Spezialisierungen. (mü)
Titelthema
Foto: Gpoint Studio/fotolia
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